"Insektensommer" und Biodiversität
Exkursionen in den Technologiepark Ostfalen
Bereits zum 2. Mal lud der NABU Barleben in diesem Jahr zur Exkursion in den Technologiepark Ostfalen ein. Unter der Leitung von Jörg Brämer und Susen Schiedewitz wurde am 04. August 2019 besonderes Augenmerk auf die Insektenvielfalt in den strukturreichen Grünanlagen gelegt. Anläßlich der bundesweiten NABU-Aktion "Zählen, was zählt" wurden Vertreter aus verschiedenen Insektenordnungen erfaßt und gezählt. Darüberhinaus bekamen die Teilnehmer wertvolle Einblicke in die Bedeutung der verschiedenen Grünlandtypen des Technologieparks. Die seit Mitte April wöchentlich durchgeführte Bestandsaufnahme der Insekten im TPO macht deutlich, daß früher häufig vorkommende Arten, wie beispielsweise der Kleine Fuchs (Aglais urticae) und das Tagpfauenauge (Inachis io), nur noch vereinzelt und selten angetroffen werden. Demgegenüber steht eine deutliche Zunahme von südländischen Arten, die sich im Zuge des Klimawandels erfolgreich in unseren Biotopen ansiedeln und ausbreiten.
Mehr als 16.000 Naturfreunde sind dem Aufruf des NABU gefolgt und haben Daten zum Insektenvorkommen ihres Gartens oder umliegender Biotope gemeldet.
Mit der Aktion sollen langfristig Rückschlüsse zur Verbreitung und Häufigkeit der einheimischen Insekten gezogen werden. Somit können sowohl Rückgänge einzelner Arten als auch die im Zuge der Klimaerwärmung stattfindende Ausbreitung wärmeliebender Arten dokumentiert werden.
Am 27. August standen die Flächenpflege sowie die (Um-) Gestaltung bestimmter Areale durch den Biber und deren Auswirkungen auf die biologische Vielfalt im Vordergrund der Exkursion.
Susen Schiedewitz erläutert den Exkursionsteilnehmern die Bedeutung von ungemähten Wiesenstreifen und blütenreichen, einheimischen Hochstauden für die Insektenvielfalt.
Foto: Gertraud Rehberg
Streifenwanzen (Graphosoma lineatum) saugen die Pflanzensäfte von Doldenblütlern, weshalb sie häufig vergesellschaftet in den Blütenständen der Wilden Möhre (Daucus carota) anzutreffen sind. Die farbenprächtigen Tiere breiten sich in den letzten Jahren zunehmend von Süden her aus und besiedeln trocken-warme Wiesen, Brachen und Wegränder mit naturnahen Pflanzenbeständen. Die schwarz-rote Warntracht weist potentielle Freßfeinde auf die Ungenießbarkeit der Wanzen hin.
Foto: Susen Schiedewitz
Der Gemeine Bläuling (Polyommatus icarus) ist einer der häufigsten Tagfalter im Technologiepark. Seine Raupen ernähren sich an verschiedenen Schmetterlingsblütlern, von denen der Gemeine Hornklee (Lotus corniculatus) auf den trocken-warmen Grünlandflächen der Parkanlage in hoher Dichte blüht. Die Falter fliegen, zusammen mit Schwebfliegen und anderen Nektar suchenden Insekten, auch auf Korbblütengewächse. Foto: Susen Schiedewitz
Die Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea) ist mit ihren fast 3 cm Körperlänge die größte heimische Biene. Auch diese wärmeliebende Art breitet sich in den letzten Jahren zunehmend in Deutschland aus. Im Technologiepark findet sie neben sonnigen und blütenreichen Wiesen auch ausreichend Totholz vor, um darin mit ihren kräftigen Mundwerkzeugen Brutröhren für die Larven anzulegen.
Foto: Susen Schiedewitz
Der imposante Biberstaudamm im südöstlichen Teil des Technologieparks hat Bereiche der Kleinen Sülze in eine sonnige, offene Wasserfläche umgewandelt. Von der neuen strukturellen Vielfalt des Gewässers profitieren neben Libellen und anderen Wirbellosen auch Fledermäuse, verschiedene Vogelarten, Ringelnattern und Amphibien.
Foto: Susen Schiedewitz
Die Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) kommt in hoher Dichte an den Gewässern im Technologiepark vor. Sie gehört zu den ersten Libellenarten, welche die neu geschaffenen, strömungsberuhigten Wasserflächen nördlich des Biberstaus besiedeln.
Foto: Susen Schiedewitz
Sumpfschrecken (Stetophyma grossum) profitieren besonders vom Rückstau der Kleinen Sülze und der damit einhergehenden Vernässung der angrenzenden Feuchtwiesen, da deren Eier und Larven für ihre Entwicklung eine hohe Luftfeuchtigkeit benötigen. Die Art wird in der Roten Liste Sachsen-Anhalts aufgrund des Rückgangs naturnaher Feuchtbiotope als gefährdet eingestuft.
Foto: Susen Schiedewitz