Kopfweiden im Technologiepark
Pflege der ältesten Bäume im TPO
Kopfweiden gibt es wahrscheinlich in einigen Gebieten bereits seit 3000 Jahren als Teil menschlicher Siedlungen und alter Kulturlandschaften. Heutzutage finden wir sie nur noch in wenigen Orten als Überreste aus der Zeit vor der Industrialisierung der Landwirtschaft. Auch im Technologiepark Ostfalen können wir noch einige alte Kopfweiden entdecken. Sie gehören hier zu den ältesten existierenden Bäumen.
Kopfweiden standen und stehen meist an Gewässerrändern oder Wegrändern. Im Technologiepark Ostfalen stehen alte Kopfweiden noch am Telzgraben nördlich des Steinbruchs sowie am Radweg in Verlängerung des Olvenstedter Weges westlich der B189.
Außer dieser Reihe Kopfweiden sowie wenigen großen natürlich gewachsenen Silberweiden gab es vor der Errichtung des Technologiepark Ostfalen keine Bäume zwischen der B189 und der Ebendorfer Chaussee. Es war typisch für viele Dörfer in der Börde und anderswo, dass die Kopfweiden die einzigen Bäume in der Feldmark waren.
Zwischen der alten Kopfweidenreihe am Olvenstedter Weg und der Brücke der B189 über die Kleine Sülze wurden im Jahr 2011 entlang des Radweges armstarke Weidenäste in die Erde gesteckt und ein Jahr lang reichlich mit Wasser versorgt. Aus diesen sogenannten Setzstangen haben sich inzwischen durch angemessene Pflege bereits stattliche junge Bäume entwickelt. Auch diese werden als Kopfweiden erzogen.
Die einzigartige Form der Kopfweiden ist allein durch den Menschen entstanden und kann auch nur durch ihn erhalten werden. Wenn eine Weide einmal zur Kopfweide geschnitten wurde, muss dieser Schnitt konsequent weitergeführt werden. Dieser Beschnitt sieht vor, dass der Stamm in etwa in zwei Metern Höhe abgeschnitten wird. Je nachdem, wofür die abgeschnittenen Äste und Weidenruten benutzt werden, muss dies alle 1-3, und spätestens alle 10 Jahre passieren.
Passiert dies nicht, können die Kopfweiden unter der Last ihrer Äste zusammenbrechen. Dies wird noch durch den Faktor begünstigt, dass viele Kopfweiden im Alter hohl werden.
Durch die Schnittstellen, die beim Erhalt der Bäume entstehen, können Pilzsporen und Wasser in das Holz des Stammes eindringen. Dieses verfault, es entstehen Höhlungen und damit auch wertvolle Lebensräume für verschiedene Vögel, Säugetiere und Insekten.
Waren Kopfweiden früher kaum wegzudenken, haben sie in der heutigen Zeit stark an Bedeutung verloren. Körbe oder Zäune aus Weidenruten werden kaum noch gebraucht. Auch als Brennholz ist das Holz der Weiden heute nicht mehr gefragt. Weidentipis für naturnahe Spielplätze hingegen erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.
Da die Pflege der Kopfweiden den meisten Grundstücksbesitzern sinnlos erscheint, verschwinden sie immer mehr von der Bildfläche. Oft werden sie ausschließlich von Naturschutzorganisationen, wie dem NABU, gepflegt. Die Erhaltung der alten Bäume ist wichtig für viele Tierarten als Nahrung und Unterschlupf. Die Pflege der Kopfweiden ist ein Beitrag für die Erhaltung der Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft.
Oft dienen die Äste der Kopfweiden auch als Futter für die Elefanten und Nashörner im Zoo Magdeburg. Der NABU Barleben beliefert den Zoo seit vielen Jahren regelmäßig. Sollte bei Ihnen auch ein Bedarf an Weidenruten bestehen, zögern Sie nicht, uns anzusprechen!
Text und Bilder: Michelle Kirst, Bundesfreiwillige